Jan Svenungsson

Project text: "DER SCHLÜSSEL ZUM CODE"

(introduction and presentation, detailed technical descriptions omitted)

IDEE DES PROJEKTES
Mein Ausgangspunkt: die Arbeit des Wissenschaftlers kann als die Suche nach einer versteckten Ordnung verstanden werden - als ein Erkennen von bedeutungsvollen Beziehungen von etwas, was zunächst chaotisch erscheint. Eine Suche nach dem Schlüssel zum Code.

Am Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) klassifizieren, registrieren und beurteilen Wissenschaftler und andere Experten die Ergebnisse von (medizinischer) Forschung, die meißtens ausserhalb ihres Haus stattgefunden hat. Ich stelle mir diese Arbeit als eine doppelte Decodierung vor - ein Interpretieren von Interpretationen.

Ich habe ein Kunstwerk für BfArMs neues Gebäude in Bonn konzipiert, das aus einer zentralen Skulptur und fünf verstreuten "Satellitenskulpturen" besteht. Die Bausteine der Skulpturen sind dreidimensionale Buchstaben aus unterschiedlichen Materialien. Alle Werke beabsichtigen auf mehreren Wahrnehmungsebenen gleichzeitig zu funktionieren:
– Die Skulpturen sind komplexe abstrakte Formen, die präzise in unterschiedliche Kontexte plaziert werden; die Hauptskulptur in die Eingangshalle, die Satelliten außerhalb des Gebäudes.
– Die Skulpturen sind Träger von codiertem sprachlichen Inhalt, der mithilfe der Hauptskulptur dechiffriert werden kann, da diese zum Teil aus Klartext besteht. Die Besucher des BfArM Gebäudes werden mit dem "Schlüssel zum Code" – der Dank der großen Fenster der Eingangshalle auch von außen gelesen werden kann – begrüßt. Transparenz!
– Die Skulpturen kreieren durch Verknüpfungspunkte die untereinander geschaffen worden sind, eine räumliche Spannung in dem gesamten Gebäude sowie seinen Höfen.
– Die Skulpturen sind Teile eines Kunstwerkes, das einerseits direkt durch seine ästhetische Form zugänglich ist, andererseits läßt sich seine tiefere Bedeutung nur langsam und durch das Engagement der Betrachter erschließen.

TEILE DES KUNSTWERKES
Bitte beachten Sie, daß ich die technische Information mit Bildern und Zeichnungen im Anhang beigefügt habe. Für jede Skulptur existiert ein Modell im Maßstab 1:10,5; zu der Hauptskulptur gibt es auch ein Umgebungsmodell im Maßstab 1:35. 1

Die Hauptskulptur:
In der Eingangshalle befinden sich drei Türme aus liegenden gestapelten Buchstaben. Die Buchstaben (Höhe 60 cm, Tiefe 21 cm, Breite 20-70 cm) sind auf Kunststoff (GFK) gefertigt und alternativ in vier Farben lackiert ? in weiß, rosa, eisblau bzw. orange. Jeder Turm hat eine Edelstahlsstange in der Mitte. Auf ihr sind die Buchstaben aufgezogen und umwinden sie in einer Spirale. Die Stangen sind 672 cm lang. Der höchste Buchstabenstapel ist 651 cm hoch. Die drei Türme stehen auf einem speziell angefertigten Teppich, der flach auf dem Boden liegt. Da die Buchstaben sich mit der Längsseite dem Betrachter zeigen, erscheinen sie erst wie abstrakte Formen. Wenn die Mühe unternommen wird, diese Formen als Buchstaben zu lesen, so zeigt der höchsten Stapel den folgenden Text:

NICHTAUFHALBEMWEGESTEHENBLEIBEN

Der Text des nächsten Turmes ist der Folgende:

YFAJEXSHSXJDPJUGRBQV

Der des niedrigsten Turmes:

PECPMICKMBL

Zusammen lesen sich also die beiden tieferen Türme:

YFAJEXSHSXJDPJUGRBQVPECPMICKMBL

– welches eine Chiffre vom Klartext des höchsten Turmes ist:

NICHT AUF HALBEM WEGE STEHEN BLEIBEN

– einer Botschaft, die niemals ihre Bedeutung verliert.

Durch Zugang zu dem Kombination von codierten Text und Klartext ist es möglich, wenn auch nicht so einfach, herauszufinden, wie der Schlüssel zum Code konstruiert ist. Dieser Schlüssel dient ebenfalls der Entzifferung der Satelliten.

Der ERSTE SATELLIT befindet sich außerhalb des Hauses, links neben dem Haupteingang. Er besteht aus vier Buchstaben, die aus vier verschiedenen Granitsorten gehauen sind (Buchstabenmaße: Höhe 90 cm, Tiefe 31,5 cm), in einem kleinen Stapel liegen und das Wort TACG bilden. Die Skulptur erinnert zunächst an einen anderer Code – nämlich den Genetischen – aber bei der Verwendung meines Schlüssels wird TACG zu dem Wort IDEE.

Der ZWEITE SATELLIT liegt leicht verstreut auf dem Boden in Lichthof 1. Die Buchstaben sind in die kleine Landschaft integriert. Material: vier Sorten Granit. Buchstabenmaße: 60/21. Buchstaben: DVQVPJ. Klartext: SYSTEM.

SATELLIT Nr. 3 besteht aus Bronze in vier verschiedenen Patinierungen. Buchstabenmaße: 60/21. Ort: Lichthof 3 (Ich stelle mir die Lichthöfe wie eine Art japanischen Garten vor ...). Diese Skulptur ist ein bißchen höher angelegt als Satellit Nr. 2. Buchstaben: KRDCWI. Klartext: ZUFALL.

SATELLIT Nr. 4 befindet sich nahe der Baumgruppe in Hof Nr. 2. Material: Bronze. Buchstabenmaße 60/21. Der oberste Buchstabe steht aufrecht. Buchstaben: RISGNH. Klartext: GLUECK.

SATELLIT Nr. 5 ist am weitesten vom Eingang entfernt, auf Hof Nr. 3 und beinhaltet ein kurzes Wort, dessen Bedeutung – zusammen mit den anderen Wörtern – ein notwendiges Werkzeug sowohl für den Wissenschaftler als auch für den Künstler darstellen: XRR = MUT. Material: Granit. Buchstabenmaße: 90/31,5.

Zurück zur Hauptskulptur und dem TEPPICH auf dem sie steht. Er besitzt ein Muster, das ebenfalls aus Buchstaben konstruiert ist - und decodiert werden kann: QLPVDZFTTQR = FORTSCHRITT.