Jan Svenungsson

Project text for Sixth Chimney



In summer 2000, JS was invited by curator Christoph Tannert, to take part in the Skulptur-Biennale Münsterland 2001 along with 20-25 international artists. The idea of this series of 5 bi-annual exhibitions is to make permanent or semi-permanent work in the landscape surrounding Münster, so as to eventually provide a counterpart to the Skulpturprojekte Münster which takes place every ten years in the city.

All artists were asked to select a site and propose a project. A jury then selected half of the projects for execution. The other projects will still figure in the exhibition catalogue which is forthcoming.

Here follows JS' project text:

Ich schlage vor, einen 15 m hohen Schornstein aus Ziegelstein zu bauen. Er soll sich am Rande eines kleines Waldes befinden, nahe dem Bauernhof Kokenbrink, außerhalb von Emsdetten und ungefähr 1.200 m von dem Dorf Hembergen entfernt.
– Falls dieses Projekt verwirklicht werden kann, wird es auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig funktionieren:
Der ausgewählte Ort wird zum Teil eines von mir 1992 begonnenen Kunstprojektes. Hierbei handelt es sich um eine Reihe von Schornsteinen, die bereits an den folgenden Orten realisiert wurden (mit einer Ausnahme permanent):
– 1992 wurde der Erste Schornstein in Stockholm gebaut neben dem Moderna Museet (10 m hoch, temporär - wurde 1995 im Zuge des Neubaus des Museums zerstört)
– 1993 Taejon, Südkorea – Zweite Schornstein; Weltausstellung Expo ’93 (11 m hoch)
– 1995 Kotka, Finnland – Dritte Schornstein; Skulptur-Projekte Port of Art (12 m hoch)
– 1999 Drewen, Brandenburg – Vierte Schornstein; Brandenburgischen Kunsttage (13 m hoch)
– 1999 Norrköping, Schweden – Fünfte Schornstein; Wettbewerb für öffentliche Kunst (14 m hoch)

An jeden dieser Orte habe ich die Skulptur in den lokalen Kontext intergriert. Der Ort wurde durch die Gegenwart des jeweils realen architektonischen Objektes (Ready-Made) dauerhaft verändert.
– Ein immer wieder angesprochenes Thema in Diskussionen um meine Schornsteine ist, daß sie wie Restspuren von nicht mehr existierenden Bauwerken (Städten, Fabriken usw.) erscheinen. Oder es kommt die Vorstellung auf, daß sie die ersten Stadien zukünftiger Bauwerke sind. Die Diskussion oszilliert immer zwischen dem Existierenden und dem Nicht-Existierenden. Der Schornstein fungiert als eine Art Katalisator vom Wahrnehmen und Verstehen einer gut bekannten Situation in einem neuen Licht.
– In Kotka bekommt die meinen Schornstein umgebende Stadt etwas von einem architektonisches Modell.
– In Drewen betont mein Schornstein die Schönheit der Brandenburger Landschaft.
– In Norrköping scheint die industrielle Stadtlandschaft plötzlich in eines von De Chiricos Traum-Bilder zu gehören.

Ich kann die Reaktionen der Betrachter, die meinen Schornstein in Nähe von Kokenbrink sehen, während sie vielleicht mit dem Fahrrad daran vorbeifahren, nur vermuten.
– Stellen sie sich eine dampfende Fabrik vor, die einst dort stand, wo sich jetzt Wald befindet? Vielleicht denken sie auch an Überbleibsel einer geheimen Mine? Oder sie malen sich etwa das Lebenswerk eines obsessiven Einwohners aus? Mancheiner nimmt vielleicht einfach nur die mysteriöse Schönheit des großen roten Dinges wahr, was immer es auch sei, das hinter dem brachen Feld vor dem Wald wacht - ein kleinerer aber steiler Geselle von den grazilen Fichten.
– Obwohl es sich um ein großes und schweres physisches Objekt handelt, ist die wichtigte Funktion meines Schornsteins, die, ein Bild zu sein; ein Teil eines sich ständig ändernden Landschaft-bildes, daß durch die Augen der Betrachter immer wieder neu Bedeutung generiert; Betrachter, die nicht auf das festgelegt werden, was sie erblicken: ein Nutzobjekt oder vielleicht ein Kunstwerk.
– Seit 1995 haben meine Schornstein-Projekte mit einer Fotografie, in die ich den geplanten Schornstein hineingemalt habe, begonnen. Bei der Umsetzung war ich dann bemüht, daß Bild so getreu wie möglich in die Realität zu reproduzieren. Alles beginnt und endet mit einem Bild.

Technische Information
Die Skulptur wird aus rotem Standard-Klinker gebaut und von einem versteckten Zementfundament gestützt, daß sich so nah wie möglich an der Baumgruppe befindet. Höhe 15 m, Grundflächendurchmesser ca. 150 cm, oberer Durchmesser ca. 100 cm.
– Ich war in Kontakt mit Prof. Hans Persson von der staatlichen Agraruniversität in Uppsala, Schweden. Er hat mir Richtlinien gegeben, wie mit dem vorhandenen Wurzelwerk umzugehen ist. (in 5-10 m Entfernung, abhängig von bestimmten Indikationen).
– Der Ort hat trockene und sandige Erde. Ich füge diesem Konzept eine Statik-Zeichnung meines Drewen-Schornsteins (13 m hoch) bei. Der Grund dort war sehr sumpfig. Die Ausgangsbedingungen im Münsterland sind um vieles günstiger.
– (...) Der Bau des Schornsteins sollte am liebsten im Monat April stattfinden. Der Standort weist keine Probleme hinsichtlich Zufahrmöglichkeiten usw. auf und dank eines angrenzenden momentan ungenutzen Feldes gibt es reichlich Platz zur temporären Materiallagerung, der anschliessend leicht gereinigt und wieder in seinen ursprünglichen Zustand gebracht werden kann. Mein Ziel ist, die Umgebung nach dem Bau des Schornsteins sofort von den Baustellenspuren zu befreien, und die aufgewühlte Erdoberfläche um den Schornstein durch Sträucher und Aste zu kaschieren.

Ich habe mich intuitiv für den Standort entschieden, nachdem andere Vorschläge sich als ungünstig erwiesen hatten. Der Besitzer des Grund und Bodens wurde bereits kontaktiert und hat Neugierde betreffend das Projekt signalisiert. Ich denke, es ist realistisch von ihm ein Einverständnis zu erhalten.
Der Titel des Projektes wird ”Der sechste Schornstein” sein.