Jan Svenungsson

Selection of articles and letters to the editor, published in local newspapers in Brandenburg in relation to the Fourth Chimney, October 1999 – April 2000.


Große, Kirsten. "Drewener Schornstein zeigt: Über Kunst läßt sich streiten",

in: Wochenspiegel, 27/10 1999


Die Landbevölkerung hat zu allen Zeiten besonders hart für ihren Lebensunterhalt kämpfen müssen. Jeder Handgriff, jede Kraft- und jede finanzielle Aufwendung mußten genau auf ihren Nutzen hin abgewogen werden. Wo täglich um das Notwendigste gerungen wird, ist kein Platz für Luxus. Is eigentlich auch kein Platz für Kunst. Denn Kunst hat das Merkmal, zu nichts Praktischem nützlich sein zu müssen.

- Was nicht bedeutet, daß sie nutzlos ist. Aber diejenigen, die in Drewen jetzt mit großem Enthusiasmus und aller Begeisterung den Schornsteinbau vorantreiben, sollten sich das vor Augen halten. Auch wenn der Künstler selbst, Jan Svenungsson, aus Schweden gekommen ist, bereits in vielen Teilen der Welt Anerkennung fand und nun in allerbester Absicht in Drewen arbeitet - über Irritationen, was seinen Schornstein anbelangt, braucht er vor diesem Hintergrund nicht verwundert zu sein.

Die Mitarbeiter des Internationalen Kunstforum Drewen haben gute Argumente für das Kunstwerk mitten auf einem Stück Wiese gleich hinter dem Dorf. Svenungsson habe be-reits im finnischen Kotka, in Stockholm und an einer dritten Stelle einen Schornstein mitten in einen Fluß oder eine Landschaft hinein gebaut. 10 bis 15 sollen es einmal sein. Über die Jahre hinweg habe der Schwede, der sich mittlerweile in Berlin niedergelassen hat, seine künstlerischen Spuren mit Skulpturen, Grafik, Malerei und Fotografie an vielen Stellen in der Welt hinterlassen. Somit stehe der Drewener Schornstein in einer Reihe internationalen Kunstwerken. Darüber informierte Sylke Jäger vom Internationalen Kunstforum.

Sie weist auch darauf hin, daß der Schornstein die Landschaft nicht wirklich verändert, auch später werden auf der feuchten Wiese an der Jäglitz Kühe weiden. Sylke Jäger: „Sinn des Kunstwerkes ist dessen Nutzlosigkeit in einer Landschaft, in der es eigentlich nichts zu suchen hat."

Für Drewen malte der Schwede einen Schornstein auf die Fotografie, die er von der gleichförmigen Prignitz-Landschaft gemacht hatte, war da vom IKD zu erfahren und weiter: „Jan Svenungsson vermischte sein Traumbild mit Teilen der Wirklichkeit und wollte damit die Frage nach dem Verhältnis von Urbild und Abbild stellen. Er zielte seiner Absicht auf die Vorstellungskraft des Betrachters: Was wäre, wenn da ein Schornstein stünde? Wilfried Muthesius, der Vorsitzende des Internationalen Kunstforum Drewen und Gastgeber ... kam spontan auf die Idee, aus dem imaginären Schornstein einen richtig gemauerten, tatsächlich existierenden Schornstein zu errichten."

Ganz abgesehen davon, daß mit dieser Aussage nicht klar wird, was an der Muthesius-Idee spontan war, wenn es bereits solche Projekte gibt, zeigt sich am Schornsteinbau in Drewen mal wieder in aller Deutlichkeit: Über Kunst läßt sich streiten. Auch die Tatsache, daß Jan Svenungsson beim Bau selbst mit Hand anlegen will, kann nichts an dem Schrecken ändern, wenn man hört, was das Kunstwerk kostet: mehr als 17 000 Mark.

Da hilft nur noch eins. Da kann man sich nur noch damit trösten, daß hier arbeitslose Bauarbeiter wenigstens für vier Wochen Arbeit haben. Da kann man nur noch annehmen, dass das Arbeitsamt, das die Kunst mit vier SAM-Stellen fördert, und der Bund, der dafür im Rahmen der Kulturförderung Gelder schickt, so wie das Land Brandenburg und die Schwedische Botschaft, die hierbei fördernd tätig sind, mehr oder ein anderes Kunstverständnis haben, als der normale Prignitz-Bewohner.

Aufrichtig freuen kann man sich hier über die Beteiligung von einheimischen Firmen. Bei der Brunnengründung sowie beim Bau selbst haben eine Reihe von Baufirmen in unter schiedlicher Form Hilfe und Unterstützung gegeben. Schade nur, dass dieses Bauwerk, für das sich hier so viele Menschen mit Geld, Zeit, Wissen und Handwerk engagieren, so gar keinen Zweck erfüllt - nicht einmal den, der Kunst sonst doch so reizvoll macht: etwas in unserem Leben zu verschönen.

Kirsten Große

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Felsch, Tobias. "Der Turmbau zu Drewen" in: Märkische Allgemeine Zeitung, 13/3 2000


Da steht er nun, der 13 Meter hohe Schornstein - auf einer brachliegenden Wiese, umrahmt von Maulwurfshügeln und Kuhfladen. Die tiefhängenden grauen Regenwolken und die kahlen Baume im Hintergrund machen den scheinbaren Widerspruch zwischen Natur und menschlichem Eingriff perfekt. Die Gäste der Einweihung stehen grübelnd vor dem Ungetüm, betrachten es verschwommen durch die Hitzewellen des Lagerfeuers.

Hinter diesem verwirrenden Kunstwerk steckt der Schwede Jan Svenungsson, einer der großen Vertreter der jungen schwedischen Künstlergeneration. Seine Leidenschaft für das Industrieobjekt begann 1988, als er in Stockholm einen Schornstein aus verschiedensten Einstellungen fotografierte. „Etwas so ambivalentes wie ein Schornstein ist mir bis jetzt noch nicht begegnet. Es ist unmöglich, ihn fest einzuordnen", so der Schwede. Sei man zu einer Interpretation gelangt, dränge sich automatisch das Gegenteil als ebenso wahrscheinliche Deutung auf.

Auch in seinen Zeichnungen und Radierungen bearbeitet er „sein" Thema. Einige dieser Bilder sind seit Sonnabend in der Ausstellung „Schornsteinarbeit" im Neuruppiner Kunstraum zu sehen, die im Vorfeld der Übergabe der Skulptur eröffnet wurde. Zur Vernissage gaben sich neben dem Abteilungsleiter im brandenburgischen Kultusministenum, Wilhelm Neufeldt, der schwedische Botschafter Mats Hellström und seine Gattin die Ehre. Hellström war als Schirmherr und Förderer maßgeblich an der Verwirklichung des Drewener Projektes beteiligt. Im Angesicht des fertigen Kunstwerkes fühlt er sich in seiner Unterstützung für das Vorhaben bestätigt: „Kunst ist dann groß, wenn sie möglichst viele Fragen aufwirft. Und so viele Fragen wie diese Skulptur stellt ein Kunstwerk dem Betrachter selten."

Drewen ist nicht der erste Ort, an dem einer dieser „Fragensteller" gebaut wurde. In Stockholm und Norrköping (Schweden), Taejon (Südkorea) und im finnischen Kotka stehen ebenfalls Schornsteine, wobei immer einen Meter weiter in den Himmel gebaut wurde. Fotos dieser Skulpturen sind ebenfalls in der Neuruppiner Ausstellung zu sehen.

Überraschend sind die unterschiedlichen Wirkungen, die der Schornstein in seiner jeweiligen Umgebung entwickelt. So wurde er in Norrköping in einen Fluß gesetzt, umgeben von modernisierten Lagerhäusern der Patrizier - ein Kontrast zwischen Geschichte und Gegenwart. In Kotka dagegen steht er zwischen neuerrichteten Mietshäusern. Dort passt er sich ganz in das Bild ein und erregt erst auf den zweiten Blick Aufmerksamkeit. Aber immer geben die Schornsteine dem Betrachter einige harte; Nüsse zu knacken.

Tobias Felsch

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Stadler, Heike. ”Ein Schornstein, der nicht qualmt” in: Ruppiner Anzeiger, 13/3 2000


Schon im vorigen Jahr errichtete der schwedische Künstler Jan Svenungsson in Drewen (bei Kyritz) eine Schornstein-Skulptur. Doch erst jetzt, am vergangenen Sonnabend, wurde diese offiziell eingeweiht.

Dem festlichen Akt ging die Eröffnung von Svenungssons Ausstellung „Schornsteinarbeit" im Neuruppiner Kunstraum voraus.

Alles begann mit einem Foto, sagte der sympathische schwedische Künstler. Der Leiter des Kunstraumes, Wolfgang Muthesius, habe ihn in Berlin getroffen und ganz spontan vorgeschlagen, er könne doch mal ein Schornstein-Projekt in der Region Ostprignitz Ruppin realisieren, erzählte Svenungsson in gebrochenem Deutsch. Aus der Idee wurde Realität.

Jan Svenungsson malte zunächst mit Öl einen Schornstein auf das Foto einer Wiese im Kunstdorf Drewen. Im vergangenen Jahr begann er dann, den Schornstein tatsächlich zu bauen - eben auf jener Wiese. Am Sonnabend wurde das Werk feierlich übergeben. Der Weg durch die Bürokratie war mühsam, aber nun steht der Schlot.

Stolze 13 Meter ragt dieser gen Himmel. Und hinter der Höhe des Kunstbauwerkes steht eine interessante Geschichte. Drewen ist bereits das vierte Schornstein-Projekt, das Jan Svenungsson in die Tat umgesetzt hat. Die Skulptur gehört zu einer Serie von geplanten fünf großen Schornstein-Skulpturen. Bisher baute der Künstler zwischen 1992 una 1999 an ungewöhnlichen Plätzen in Schweden, Finnland, Südkorea und nun auch in Deutschland. Jeder weitere Schornstein überragt seinen Vorgänger um jeweils einen Meter.

Der Premieren-Schornstein übrigens im Wasser errichtet war - zehn Meter hoch. So musste der in Drewen also 13 Meter hoch werden.

Im Neuruppiner Kunstraum stellt Svenungsson seit Sonnabend sein Konzept im Rahmen einer Ausstellung vor. Betrachten kann man dort Zeichnungen und Fotografien zu den einzelnen Bauprojekten. „Mir ist ganz besonders wichtig, dass ich am Bau beteiligt bin. Das stärkt auch die Zusammenarbeit untereinander", so Svenungsson.

Ehrengast in Neuruppin war der Botschafter Schwedens in Deutschland, Mats Hellström. In seiner Rede sagte er: „Das schönste Kunstwerk ist das, was viele Fragen aufwirft." Ohne Zweifel birgt dieses Projekt mehrere rätselhafte Fragen. Zum Beispiel: Warum qualmt der Schornstein nicht? Dies sei eine Ausdrucksform, mit der Svenungsson das Industriezeitalter näher hinterfragt, erklärte der Botschafter. „Und weil seine Werke an ungewöhnlichen Plätzen stehen, fordert er uns zu einer intellektuellen und emotionalen Reise heraus", sagte Hellström.

Doch fragen sich viele: Warum nutzt der Künstler dazu gerade das Mittel eines Schornsteins? Was ihn an diesem Bauwerk fasziniert: weiß Svenungsson selbst nicht so genau. Er begann 1988, einen Industrie-Schornstein in Stockhohn systematisch zu fotografieren. Und das aus verschiedenen Winkeln und in unterschiedlichem Licht. Für diese Bilder ließ er extra konisch zulaufende Rahmen anfertigen, um die diversen Blickwinkel auf den Schornstein zu unterstreichen.

„Ich habe dann in den Ausstellungen mit den Fotografien gespielt und manche Schornsteine einfach auf die Seite fallen lassen", erzählte Jan Svenungsson. Irgendwann kam der Gedanke, die Schornsteine in verschiedene Landschaften zu setzen. Mit Interesse beobachtet er seither die unterschiedlichen Reaktionen. Er will die Phantasie anregen und für Gesprächsstoff sorgen.

Auch wenn das Wetter sich in Drewen nicht gerade von der besten Seite zeigte, ließ sich der schwedische Künstler nicht die Freude nehmen. Den gefragtesten Mann an diesem Nachmittag sah man schüchtern lächelnd, freundlich und glücklich.

Als in Drewen Rauchwolken aufstiegen, kamen diese nicht etwa aus besagtem Kunst-Objekt, sondern vom Lagerfeuer, zu dem die Besucher geladen wurden.

Botschafter Hellström wertete dieses Projekt als ein fantastisches Beispiel für die deutsch-schwedischen Beziehungen. Bei der öffentlichen Präsentation des Schornsteins überreichte Wolfgang Muthesius dem ehrenamtlichen Bürgermeister des Kunstdorfes, Ralf Samson, ein Modell des Kunstwerkes.

Am Sonnabend stand der Schornstein dank des Regens in einer riesigen Pfütze. Eher lüstig fanden die Gäste den Gedanken, dass im Sommer die Kühe um das Kunstwerk herum grasen werden. Dies werde wohl ein Bild für die Götter sein. Ein Dorfbewohner meinte sogar: „Es wäre doch der Höhepunkt, wenn ein Storch sich auf der Schornstein-Skulptur niederlässt und dort sein Nest baut."

Heike Stadler

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Beckmann, Alexander. ”Ohne Rauch geht’s auch”, in: Kyritzer Tageblatt, 13/3 2000


Seit Sonnabend kann sich Drewen ganz offiziell mit einer Reihe von Orten in Korea, Finnland und Schweden vergleichen. Überall hier hat der schwedische Künstler Jan Svenungsson seine monumentalen Skulpturen errichtet, die nur der uneingeweihte Betrachter für schlichte, rund gemauerte Schornsteine halten würde.

Spätestens auf den zweiten Blick sollten ihm die ungewöhnlichen Standorte der Schlote ins Auge fallen: Vor dem Giebel eines Wohnblocks, in einem Hafenbecken oder eben, wie jetzt in Drewen, mitten auf einer Weide am Dorfrand. Ganz klar, es handelt sich um zeitgenössische Kunst, was man nach anfänglichem Widerstand offenbar auch in Drewen eingesehen hat. Dessen Bürgermeister Ralf Samson ließ sich jedenfalls bei der Einweihung des 13 Meter hohen Kunstwerkes am Sonnabendnachmittag mit einigem Stolz vom eigens angereisten schwedischen Botschafter Mats Hellström beglückwunschen.

Der schätzt vor allem die Mehrdeutigkeit des Werkes: ist es nun ein Gleichnis für den Untergang des Industriezeitalters, ein Phallussymbol oder einfach nur ein Scherz? Hellström bezeichnete Drewen in seiner kurzen Ansprache zur Einweihung augenzwinkernd als jüngsten Tell eines „internationalen Netzwerkes, das sicherlich immer dichter wird", und bezog sich damit auf die anderen, über die ganze Welt verteilten Arbeiten Svenungssons. Die schwedische Botschaft (neben vielen anderen) unterstützte die Drewener Arbeit des derzeit in Berlin lebenden Künstlers.

Bürgermeister Samson hielt beim offiziellen Akt auf der durchnässten Wiese ein Plädoyer für die Kunst - gerade auch in seinem Dorf. Kunst schaffe Gemeinsinn in einer Zeit, in der familiär und gesellschaftlich immer mehr auseinandergehe; sie fördere im Zeitalter der Globalisierung den kulturellen Dialog; sie sei Wegbereiter der Zukunft, Quelle neuer ideen und Sichtweisen.

Gleichwohl, so gestand Samson ein, hätten viele Menschen zunehmende Schwierigkeiten, Kunst zu erkennen und zu genießen. Oft sei das wohl verlernt oder nie wirklich erlernt worden.

Im vom Drewener Kunstforum, dem Initiator des Projektes, betriebenen Kunstraum Neuruppin (Schinkelstraße 9) wurde am gleichen Tag einer Ausstellung mit Dokumentationen zu den Schornstein-Arbeiten Jan Svenungssons eröffnet. Sie ist noch bis zum 30. April täglich außer montags von l0 bis 18 Uhr geöffnet.

Alexander Beckmann

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Beckmann, Alexander. ”Richtig entschieden”, in: Kyritzer Tageblatt, 13/3 2000


Mit dem Verständnis für zeitgenössische Kunst haben viele Leute so ihre Schwierigkeiten. „Das soll Kunst sein?" wird dann oft gefragt. Die Antwort scheint schon klar. Doch was ist denn Kunst nun eigentlich? Muss sie erbaulich sein, „das Herz erfreuen"? Schon für die Bilder eines Hieronymus Bosch (als Beispiel unter vielen) traf das nicht unbedingt zu. Trotzdem handelt es sich zweifellos um Kunst. Braucht Kunst eine sofort für jeden erfassbare Aussage, eine lehrreiche Botschaft? Auch Architektur und Musik sind Kunst. Welche Aussage haben sie (von Inschriften und Liedtexten abgesehen)? Künstler müssen Neues versuchen, sonst nennt man sie früher oder später Plagiatoren. Einst streng getrennte Kunstgattungen (Malerei, Plastik, Musik usw.) gehen heute auch aus diesem Grunde mehr und mehr ineinander über. Künstler wollen Grenzen sprengen. Natürlich gelingt das nicht immer, ist nicht immer nachzuvollziehen. Doch gerade der im Vorfeld seiner Realisierung so heiß diskutierte Drewener Schornstein zeigt, wie es gehen kann. Er lädt zum Interpretieren ein und hat durchaus auch etwas Dekoratives. Drewen hat mit seiner Entscheidung fur ihn verstanden, worum es geht. Glückwunsch.

Alexander Beckmann

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Heidinger, Herta. "Geld wird verschleudert”, in: Märkische Allgemeine Zeitung, 20/3 2000 (reader’s letter)


In der Zeitung habe ich das seltsame Kunstobjekt von Drewen gesehen. Da geht sogar mir alten Frau der Hut hoch. Als älterer Mensch kann ich mir dieses Bauwerk als Kunst nicht vorstellen. Da wird etwas Unnützes gebaut und soll auch noch als „Kunsthonig" verkauft werden. Nein, unglaublich. Natürlich kann jeder meinetwegen einen Turm bauen, aber dann auf eigene Kosten. Wenn dabei aber Fördermittel oder Steuergelder verbraten werden, dann ist das beinahe kriminell, selbst wenn solche Bauwerke scheinheilig künstlerisch verpackt werden. Man verschleudert doch nicht Geld, wo Kindergärten geschlossen werden.

Wenn nun schon solcher Unsinn fabriziert wurde, dann könnte man der Vogelwelt und dem Naturschutz etwas Gutes tun und ein Storchennest darauf setzen. Der erste Storch wurde hier in der Nähe schon gesichtet und die anderen Störche werden auch nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Herta Heidinger, Neustadt

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Loof, Karl-Peter. ”Kunst nicht zu erkennen”,

in: Märkische Allgemeine Zeitung, 3/4 2000 (reader’s letter)


In letzter Zeit wird im Ihrer Zeitung sehr viel über den Schornstein in Drewen berichtet. Ich habe mir darüber auch so meine Gedanken gemacht und bin zu dem Ergebnis gekommen: Es ist staatlich geförderter Unsinn. Für mich bedeutet Kunst Realitätsnähe und Bezugnahme auf Zusammenhänge in Staat und Gesellschaft. Kunst soll die Lebensqualität in unserer Gemeinde erhöhen umd die Einwohner und Gäste erfreuen. Als Erstes würde ich es erwarten, dass der Künstler sein Werk selbst erstellt und es sich nicht von ABM-Leuten errichten lässt.

Ansonsten kann ich beim „Schornstein" und anderen „Kunstwerken" nicht erkennen, was das mit Kunst zu tun hat. Natürlich kann man mit viel Phantasie und wichtigtuerischem Gerede einiges hineininterpretieren, was gar nicht vorhanden ist. Ich persönlich habe meine Schwierigkeiten mit der ausgestellten „Kunst" in Drewen. Es ist so wie im Märchen „Des Kaisers neue Kleider". Alle sehen, dass da etwas nicht stimmt, aber niemand traut sich, etwas dagegen zu sagen.

Hoffentlich kommt nicht eines Tages noch ein chinesischer Künstler und baut um Drewen herum eine lange Mauer.

Karl-Peter Loof, Drewen